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Sterbewünsche und Todessehnsucht

bei Palliativpatienten

Im Zusammenhang mit vielen Patientenversorgungen durch unser Palliativteam haben wir, verstanden, dass der Wunsch eines Menschen nach assistiertem Suizid meist eng in Verbindung mit einer schweren fortschreitenden Erkrankung entsteht. Mit dieser verknüpft sind oft großes körperliches und seelisches Leid und dadurch ausgelöste Ängste, möglicherweise auch eine ungewollte Bedürftigkeit und Abhängigkeit von Anderen.
Wenn körperliche und seelische Leiden gelindert werden und das Selbstbestimmungsrecht von Menschen unter Wahrung der Würde geachtet wird, kann der Wunsch nach aktiver Lebensbeendigung schwinden. Ebenso, wenn kranken Menschen ihre Ängste genommen werden, wie etwa: dass sie anderen zur Last fallen, dass sie wertlos werden oder dass sie hilflos und fremdbestimmt sind.
Wir haben auch verstanden, dass es Menschen gibt, die unabhängig von Leid, trotz Linderung des bestehenden Leids bzw. in Abwesenheit konkreten Leids sterben wollen.
Und wir haben verstanden, dass bei denjenigen Menschen, die sich an Sterbehilfeorganisationen bzgl. einer Suizidassistenz wenden, häufig die Voraussetzungen für eine SAPV-Leistungserbringung nicht vorliegen.

Abbildung: Die große Bandbreite zwischen einem Sterbewunsch und dem Vollzug eines (assistierten) Suizids [eigene Darstellung]

Äußerungsformen von Sterbe- und Todeswünschen

Todeswünsche können sich dabei sehr unterschiedlich äußern und reichen von der Akzeptanz des Todes im Sinne von Lebenssattheit, dem Hoffen auf baldigen Beginn des Sterbeprozesses mit oder ohne Wunsch nach Beschleunigung bis hin zur akuten (bewusst geplanten) Suizidalität mit einem zunehmenden Handlungsdruck, je drängender und akuter der Wunsch nach selbst herbeigeführtem Sterben ist. (Leitlinie Palliativmedizin)

Motive von Sterbewünschen

Zu den Hauptmotiven bei den Anfragen für Suizidassistenz sowie bei den Motiven für durchgeführte assistierte Suizide gehörten bei nahezu jedem Zweiten Leiderleben, bei jeweils jedem Dritten körperliche und psychische Symptome [Feichtner A. (2023)]. Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin hat alle 2021 bei ihr eingegangenen - insgesamt 53 - Anfragen zur Suizidassistenz ausgewertet. IN Kombination mit weiteren Quellen zeigen sich die in der Tabelle der rechten Spalte angegebenen Gründe.

Große Ambivalenz von Todes- und Suizidwünschen

Todes- und Suizidwünsche sind häufig von einer großen Ambivalenz geprägt mit gleichzeitigem Lebenswunsch und verändern sich im zeitlichen Verlauf. Meist wollen die Menschen ausdrücken, dass ihr Leben so, wie sie es aktuell aufgrund einer Erkrankung oder ihrer Lebenssituation erleben, nicht mehr für sie lebenswert ist.
Aus vielfältiger Erfahrung heraus ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Gleichzeitigkeit des Sterbenwollens bzw. nicht mehr Lebenkönnens auf der einen Seite und dem Wunsch nach Leben trotz begrenzter Zeit und möglicherweise auch großen Leiderlebens auf der anderen Seite bekannt. Diese Gleichzeitigkeit und Ambivalenz macht den Umgang mit Sterbewünschen bei Schwerkranken so komplex.
Menschen mit fortgeschrittenen Erkrankungen und am Lebensende, aber auch multimorbide ältere Menschen, Menschen in Lebenskrisen und auch solche mit psychischen Erkrankungen äußern Sterbe- und Todeswünsche, die auch in einem Wunsch nach Suizidassistenz zum Ausdruck kommen können. Die Gründe für einen Suizidwunsch sind vielfältig, sowohl im körperlichen Bereich wie auch im Hinblick auf psychische, existenzielle und soziale Motive.